Ortsgeschichte


Die Orte Georgenhausen, Zeilhard und Dilshofen liegen in einem uralten Kulturgebiet, das sich von Zeilhard bis Groß-Umstadt und von Groß-Bieberau bis Dieburg erstreckt. Die Ortschaften wurden bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, denn es wurden hier jungsteinzeitliche Geräte gefunden.


Evangelische Kirche Georgenhausen

Georgenhausen wurde erstmals 1318 als Gorienhusen in einer Urkunde erwähnt. Der Ort ist nach dem heiligen Georg benannt, der sich seit 1100 als Schutzpatron der Ritter einer großen Beliebtheit erfreute, das alte Gerichtssiegel des Ortes zierte und 1978 auch in das Siegel der Kirchengemeinde aufgenommen wurde. Kristallisationspunkt des Ortes und jahrhundertelang das Zentrum bildeten die Kirche und das Hofgut neben der Kirche, das möglicherweise bis in die römische Zeit zurückgeht (in der Kirche wurde ein römischer Viergötterstein gefunden). Das Hofgut gehörte im Mittelalter den Herren von Rodenstein, die die erste Georgenhäuser Kirche gebaut hatten. Außer den Rodensteinern hatten noch andere adelige Grundbesitz in Georgenhausen.


Die Geschichte von Georgenhausen


Georgenhausen, Zeilhard und Dilshofen liegen am Westrand eines fruchtbaren und waldlosen Lößgebietes, das sich bis Groß-Umstadt erstreckt und bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt wurde. Kristallisationspunkt von Georgenhausen sind das Hofgut und die Kirche. Die Vorgängerin der heutigen, 1792 erbauten Kirche, soll von den Rittern von Rodenstein gestiftet worden sein, die auch im Besitz des Hofgutes waren. Dieses dem heiligen Georg geweihte Gotteshaus hat auch dem Ort den Namen gegeben, der erstmals 1318 als Gorienhusen erwähnt wird. Die Kirche wird um 1250 gebaut worden sein, als sich die umliegenden Orte (Roßdorf, Spachbrücken) aus dem Verband der alten Dieburger Pfarrei herauslösten. Georgenhausen war damals kein geschlossenes Dorf, sondern bestand aus mehreren großen Höfen: dem Rodensteinischen Hofgut (neben der Kirche), dem Großen Hof (die jetzigen Anwesen Haas, Strauß und Spilger) im Besitz der Pfalz und dem Beunenhof (bei der Mühle?) im Besitz der Familie Rabenold von Tannenberg. Diese drei herrschaftlichen Höfe haben sich wohl anlässlich des Kirchenbaues zu einer Gemeinde zusammengeschlossen und den gemeinsamen Namen “Georgenhausen – die Gemeinde der Georgskirche” angenommen. Die ursprünglichen Namen der drei Höfe sind verloren gegangen. Wenn wir sie in Erfahrung bringen könnten, ließe sich vielleicht die Geschichte von Georgenhausen bis in die fränkische Zeit zurückverfolgen. Es wird vermutet, dass das Hofgut auf einen römischen Bauernhof zurückgeht. Dafür spricht der in der Kirche gefundene römische Viergötterstein, der ja wohl aus nächster Nähe stammt. Die Franken übernahmen die ehemals römischen Güter als staatliche Domänen, von ihnen stammen die mittelalterlichen adeligen Güter ab. Wahrscheinlich geht also die Geschichte sogar bis in die römische Zeit zurück.Georgenhausen gehörte im Mittelalter keinem der größeren Staatsgebilde der Nachbarschaft an, sondern war ein Reichsritterschaftsdorf des Kantons Odenwald. Es gelangte nach dem 30jährigen Krieg fast ganz in die Hände der Herren von Waldbrunn. Das Hofgut freilich scheint den Rodensteinern bis zu ihrem Aussterben verblieben zu sein; denn als eine der letzten ihres Geschlechtes war Anne Maria Bibiana von Rodenstein mit einem von Kamptz zu Godau verheiratet, dessen Tochter in die westfälische Familie von Haxthausen einheiratete. Kamptz zu Godau aber hat nach dem 30jährigen Krieg das ganze Dorf gekauft. Damit war der Besitzer des Hofgutes zum Staatsoberhaupt von Georgenhausen geworden. Rechtzeitig mit dem Aufkommen des Absolutismus zog die Herrschaft ins Dorf: 1732 kam Albertine Charlotte von Haxthausen nach Georgenhausen und führte ein strenges Regiment. Ihr Sohn Christian Rudolf Anton übernahm um 1759 das Zepter und regierte bis 1806. Während seiner langen Regierungszeit lag er in ständiger Fehde mit Hessen, um seine Selbständigkeit zu verteidigen. 1806 hatte die Souveränität der reichsunmittelbaren Freiherren ein Ende.Georgenhausen wurde in Folge der damaligen, politischen Veränderungen hessisch und blieb dies bis auf den heutigen Tag. Immerhin behielt die Gemeinde ihre kommunale Selbständigkeit, hatte ihren eigenen Schultheiß und ab 1826 ihren eigenen Bürgermeister. Trotzdem genoss die Gemeinde als neuerworbenes “Hessisches Souveränitätsland” noch eine gewisse Sonderstellung. Erst 1821 gab Haxthausen die ihm verbliebene untere Gerichtsbarkeit an die Großherzogliche Behörde ab. Kurz darauf, 1836, verkaufte Christian Wilhelm von Haxthausen das Hofgut an den Grafen Görtz zu Schlitz, welcher das Patronat über die Kirchengemeinde bis in unsere Zeit behielt und erst 1968 auf dieses Recht verzichtete. Damit war aber der langsame Abbau der territorialen Selbständigkeit noch zu keinem Ende gekommen. Dieser kam erst neun Jahre später, als die selbständige Gemeinde Georgenhausen in die Stadt Reinheim 1977 eingemeindet wurde.


Die Geschichte des Dorfes Zeilhard


Die Dörfer Zeilhard und Dilshofen liegen inmitten einer Hügellandschaft am Rande des nördlichen Odenwaldes. Eine Talsenke am Südostfuß des Roßbergs war wahrscheinlich der ideale Siedlungspunkt für unsere Ahnen. Als ältestes Datum der Geschichte des Dorfes Zeilhard lässt sich die Erwähnung des 17. Mai 1323 in dem Lehnsbrief des Abtes Heinrich von Fulda an Ulrich von Bickenbach ausmachen. Darin werden aufgezählt die Orte Burg und Dorf Habitzheim sowie die Dörfer Zimmern, Spachbrücken und Zeilhard. Diese vier Orte waren möglicherweise schon vorher in Bickenbacher Hand und werden durch die Urkunde nur bestätigt. Die Herren von Bickenbach hatten umfangreiche Besitzungen an der Bergstraße, im Ried und im Gersprenztal. Neben dem Kloster Lorsch, dem Bistum Mainz und den Grafen von Katzenellenbogen waren sie die mächtigsten in unserem Gebiet.

Auf dem Erbweg kamen die Dörfer Zeilhard, Spachbrücken und Habitzheim an den Schenken zu Erbach. Diese Herrschaft hat nicht lange gedauert. 1528 verkauften die Erbacher, die Lehnsherren der Pfalzgrafen waren, unter anderem die drei Orte für 9.000 Gulden an die Grafen zu Wertheim. Diese hatten von da an die Untergerichtsbarkeit in den genannten Orten. Darüber hinaus hatte Georg der II. von  Wertheim schon 1525 in seinem Gebiet  die Reformation durchgeführt. Damit wurden die Untertanen in Zeilhard kein Hindernis in den Weg gelegt, ebenfalls den evangelischen Glauben anzunehmen.

Es ist hier kein Raum, auf die komplizierte Familiengeschichte der Wertheimer einzugehen. Es bleibt aber ein interessantes Detail,  dass die neue Herrschaft, 1518 den Namen Löwenstein annahm, 1621 wieder zum katholischen Glauben übertrat. Vor diesem Glaubenswechsel  begann der Dreißigjährige Krieg. Da der Löwensteiner auf der Seite der Evangelischen focht, stand er plötzlich auf der Seite des Verlierers. Seine Besitzungen, auch die in Zeilhard, wurden eingezogen und dem Vizepräsidenten des Reichshofrats, Freiherr von Strahlendorf, geschenkt. Dieser verkaufte die Herrschaft Habitzheim an den Darmstädter Landgrafen. So kam es, dass Zeilhard für ein Vierteljahrhundert hessisch wurde. Nach dem Krieg kam es 1649 wieder an Löwenstein zurück.

Der Dreißigjährige Krieg brachte für Zeilhard schlimme Zeiten. Schon bald nach Anfang des Krieges flüchteten viele in das damals befestigte Reinheim aus Furcht vor den Mansfeldischen Soldaten. 1635 erreichte die Pest unsere Gemarkung. Von 10 Bürgern des Dorfes soll nach der Pest am Anfang des Jahres 1636 noch einer übrig gewesen sein. Auf das Pestjahr folgte dann eine zwei Jahre dauernde schreckliche Hungersnot. Im Jahre 1657 war das Dorf völlig unbewohnt. Es fiel aber nicht wüst wie so viele Dörfer und Weiler in der Umgebung. 1695 verzeichnete das älteste Kirchenbuch der evangelischen Pfarrei Georgenhausen in Zeilhard wieder 7 Familien mit 39 Seelen und in Dilshofen 2 Familien mit 4 Erwachsenen und 5 Kindern.

Die Zeit der Vogtei von Bickenbach und später von Erbach und Löwenstein-Wertheim waren in manchen Fragen der  Territorialherrschaft von Rechtsunsicherheit geprägt:

  • Zeilhard bildete zusammen mit Spachbrücken ein eigenes Ortsgericht und damit eine politische Gemeinde. Der an der Spitze stehende Schultheiß wurde von den jeweiligen Voigteiherren ernannt. Von den sieben Schöffen, die ihm zur Seite standen, musste einer aus Zeilhard sein.
     
  • Übergeordnet und zuständig für die Zentherrschaft war der Zentschultheiß. Auch dieser hatte Zeilhard und Spachbrücken gemeinsam.
     
  • Seit der Bayrischen Fehde 1504 mischten sich die Pfalz und Hessen in die Zentherrschaft

So kam es, dass in Konflikten vier Meinungen gegeneinander standen:

  • Die Löwensteiner Vogtei
  • Die Pfälzische Zentherrschaft
  • Die Hessische Zentherrschaft
  • Und die Zeilharder Bauern.
    Wobei wahrscheinlich die letzteren die härtesten Dickschädel hatten.

In ähnlichen Konflikten, die allerdings Spachbrücken betrafen, hat die hessische Regierung mehr als einmal Militär eingesetzt, um ihrem Machtanspruch Ausdruck zu verleihen. 1801 fanden die Spannungen gewaltsam ein Ende. Der große Gleichmacher Napoleon bereinigte seine eroberten Gebiete. Der Flickenteppich Deutschland mit seinen vielen Fürstentümern und Herrschaften wurde vereinheitlicht. Im Frieden zu Lunéville ging die Umstädter Zentherrschaft an Hessen über. Die Pfalz hatte somit ihren Anspruch verloren. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25.02.1803 erhielt Hessen nach und nach die Herrschaft über unser Gebiet. Von 1805 an lag die politische Macht über Zeilhard in der Hand des Großherzogs.
Eine kurze Beschreibung unseres Ortes aus den Fünfziger Jahren des
20. Jahrhunderts liest sich wie folgt:
Die Bewohner von Zeilhard sind zum Teil kleine bis mittlere Landwirte, die auf dem fruchtbaren Lehmboden ein gutes Auskommen haben. Nur der Abhang nach dem Roßberg hat roten Sandboden und heißt deshalb von alters her die Röde.  Aber auch sie bringt bei guter Bewirtschaftung und Düngung noch ansehnliche Ernten.
Heute hat sich dieses Bild gänzlich gewandelt. In der Landwirtschaft fand eine Konzentration statt. Diese hatte zur Folge, dass nur große Flächen, die mit entsprechenden Maschinen bearbeitet werden müssen, konkurrenzfähig blieben. Die kleinen und viele mittleren Landwirte verpachteten oder verkauften ihr Feld.
Auch die in der Schrift von 1957 genannten Industriebetriebe, die Zeilharder Arbeiter beschäftigten, bestehen heute nicht mehr. Wer von den Neubürgern weiß noch von einem Arbeitsplatz bei der “MIAG” oder “Auf der Ramm”? Die Grube Messel hat schon lange den Abbau aufgegeben und auch Wacker und Dörr produziert schon lange nicht mehr. Die Bebauung der Röde und das Neubaugebiet “Am Dieburger Berg” haben unser Dorf erheblich vergrößert. Viele Neubürger haben unsere Gemeinde zum Mittelpunkt ihrer Lebensinteressen gemacht. Sie waren in allen örtlichen Vereinen herzlich willkommen.
Seit der Gemeindereform der Siebziger Jahre ist Zeilhard ein Stadtteil von Reinheim. Die Hochzeit mit der Stadt Reinheim war am Anfang nicht unproblematisch. Heute sind diese Schwierigkeiten längst überwunden. Die Bürger der einzelnen Stadtteile haben näher zueinander gefunden und viele bezeichnen sich heute als “Reinheimer”.


Dilshofen


Dilshofen (seit 1338) trägt seinen Namen nach dem Dilsbach. Ursprunglich war das wohl der Name des Wörnerschen Hofs, von dem der Kaffenbergersche Hof ein Ableger ist. Der Kleinschmidtsche Hof, heute Fam. Vogt hieß 1627 Dielsheim. Beide Namen erweisen die Siedlung als fränkische Gründung.


Bahnhof Zeilhard


Zur Geschichte des Bahnhofs Zeilhard gibt es ei Buch von Tlmann Wittig.
Das Buch ist im Buchandel erhältlich oder kann per E-Mail bestellt werde, unter:  buch@geschichtsverein-georgenhausen-zeilhard.de